Das Rittergut Störmede – Einst und Heute
Das denkmalgeschützte Rittergut Störmede blickt auf eine lange und ereignisreiche Zeit zurück. Unter dem selbst ernannte Werno von Störmede (ursprünglich: Werno de Lippia), begann im 12. Jahrhundert der erste Bau. Seitdem war das Areal von Zerstörung, Wiederaufbau, Erweiterung und sich verzweigenden Linien der dort residierenden Edelherren gezeichnet.
Zeitreise
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1155
Werno de Lippia nennt sich, wegen Belehnung, Werno von Störmede – erster Herrschersitz (Festes Haus) entsteht. Dieser baut auf karolingischem Vorgängerbau eine Burg /Palas, auf einer künstlichen Anhöhung (Motte), in der bereits bezeichneten Marka Sturmithi. Mit Wall und Mauer (2 Meter tief ) – steht diese Burg noch bis um 1230. Diese war auf dem jetzigen Kirchplatz angesiedelt.
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1180
Fundreste in der Pfarrkirche schließen darauf hin zw. 1180 und 1190 Enkel des Werno de Lippia, Rabodo II. und Reinher II., verkaufen ihr Eigentum an den Erzbischof von Köln, Philipp v. Heinsberg (Bedeutung: die Edelherren wurden Vasallen, vollzogen die „homagia“, Huldigung/ Unterwerfung des Ministerialen gegenüber ihrem neuen Dienstherren, dem Erzbischof).
Rabodo nennt sich jedoch 1189 immer noch Edelherr „nobilis“ – führt dazu, dass die Eigenrechte höher bewertet werden als das Vasallentum, sowie zum unerlaubten Bauen weiterer Gebäude, was im Nachhinein zu Zerstörung und Wiederaufbau führte nach 1225 Neubau eines zweiten Herrschergebäudes, getrennt von der alten Burg – durch Reinherr II. entsprechend unerlaubt gegenüber dem Erzbischof zu Köln, – zweite Linie entsteht, drückt sich auch in Gebäuden aus.
Dieses zweite Gebäude befand sich aller Voraussicht nach ungefähr an der Stelle, an der heute das „Hohe Haus“ steht. Des Weiteren Errichtung eines Ringwalls zur Vergößerung des Burgareals, um Zuflucht zu bieten für die mittlerweile gestiegene Anzahl von Bewohnern: dadurch ensteht zum ersten Mal das „Oppidum“ – eine befestigte Siedlung, die der Burg die Funktion einer Fluchtburg bis zum 15. Jh. zukommen lässt.
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1233
Nun Zerstörung der Burg des Reinher II. (Oppidum) durch den Kölner Erzbischof . Reinher II. verschwindet aus der Linie, Rabodo II. erbt angeblich alles. Dieser darf mit Erlaubnis wieder aufbauen, erweitert sein eigenes Areal. Ausdehnung nach Westen, mit Anschluß an Störmeder TrilloBach (später trockengelegt), Errichtung eines zusätzlichen Turmes
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1277
Erneute Zerstörung der zweiten Burg- und Dorfanlage (castrum et oppidum). Neubau erfolgt, die Form der Erweiterung wird durch Albert II. mit in den Burgring eingeschlossen. Es entsteht der für das Mittelalter typische Grundriß mit rechteckiger Form und einem Achsenkreuz von Straßen, wie er noch heute das Dorfbild prägen soll. Das Dorf wird mit einem Wall und Graben versehen, die Burg nach Südwest ausgelagert: an die Stelle des heutigen, bzw. ehemaligen „Schlosses“
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1280
Übergang der Burg an die Familie v. Hörde (Friedrich I. von Hörde und Kunigunde I. von Störmede) – Es entsteht wieder eine zweite Linie in den Adelsfamilien. Die Söhne Thymmo und Albert VI. erhalten die Bauten (Thymmo das Alte Haus, 1387. Nördlich vom Neubau Albert II. ensteht ein weiteres festes Haus: das „Hohe Haus“ – beide Häuser sind durch einen gemeinsamen Wall geschützt – Das „Hohe Haus“ steht nicht an selber Stelle wie Jetziges, sondern näher zum „Alten Haus“ hin.
Das heutige Haus benutzte für sein südliches Fundament die Reste der Nordwand des alten „Hohen Hauses“. Dieses alte „Hohe Haus“ stand auf Resten der Burg von Reinher II. Es ensteht eine Doppelburg mit zwei gleichrangigen Herren sitzen. Bemerkenswert für die westfälische Region 1438 wird der Wall von Albert II. nicht mehr ausgereicht haben, Gräfte um „Hohes Haus“ und „Altes Haus“ waren wohl verlandet. Aushebung neuen Grabens, Form führt hufeisenförmig um Altes Haus herum, läßt Landbrücke zu „Hohem Haus“ stehen – „Altes Haus“ steht auf einer Halbinsel
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1447
Brand durch Soester Fehde. Burg ist teilweise zerstört
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1483
Gründung des Kloster Nazareth durch die von Hörde
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1529
entsteht in der Erbteilung ein weitere „Mittleres Haus“, ein dritter, kurz existierender Adelssitz für Alhard v. Hörde d. Älteren. Das „Hohe Haus“ fällt 1577 durch Heirat der Elisabeth von Hörde an den niederrh. Ritter Dietrich von Bocholtz. Es bekommt wegen Unstimmigkeiten zwischen den v. Bocholtz und den v. Hörde einen eigenen Zugang. Johann v. Hörde baut Torhaus, das nach Umbauten der jetzige Lübbeling ist
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1617
Bernd Sylvester von Hörde errichtet eine komplett neue Anlage um das „Alte Haus“
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1650
Erwirbt die Familie von Korffs zu Harkotten das „Alte Haus“ durch eine Schenkung
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1746
Neubau des „Hohen Hauses“ durch die von Bocholtz´sche Linie, dieser entspricht dem heutigen Gebäude – um 1800 erwerben die von Bocholtz auch das „Alte Haus“ und sind damit im Besitz aller Güter 1835 früheste bekannte Ansicht vom Schloß Störmede. Ein Umbau gegen Ende des 19. Jh. bildet die Anlage in eine T-Form um
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1879
Verkauf der Besitztümer an den Lippstädter Kaufmann Dietrich Modersohn
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1885
Verkauf an Friedrich Clemens von Ketteler, (Eringerfeld) Nutzung des „Hohen Hauses“ als Verwalterwohnung Ende der 60er Jahre: Leerstand nach dem Tod des Freiherren von Ketteler und schrittweiser Zerfall des Alten Hauses
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1980
Restaurierung des „Hohen Hauses“ durch die ehem. Eigentümer/Verwalter
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1985
Burg/Schloß-Ruine: wird unter Denkmal gestellt und geschützt
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2010
Kauf des Ritterguts durch Familie Bröggelwirth. Ausbau zu einem modernen Restaurant und Tagungszentrum.
Text: Daniela Stursberg, Kunsthistorikerin